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| public:bierwissen:geschichte [2025/10/10 13:00] – [Getränk im Wandel] admin | public:bierwissen:geschichte [2025/12/04 12:20] (aktuell) – [Streifzug] admin |
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| Im antiken Ägypten wandelte sich das Bier vom Kultgetränk zum Grundnahrungsmittel und wurde in größeren Maßstäben gebraut. Es entwickelte sich quasi das Brauhandwerk. Vor allem die Versorgung der unzähligen Arbeiter auf den gigantischen Baustellen des antiken Ägyptens machten eine Professionalisierung des Brauens erforderlich. Voraussetzung dafür wie auch die Versorgung der Menschen mit Brot war natürlich auch ein professioneller Getreidenanbau. Für eben das unter Einbeziehung des Nils sind die "alten" Ägypter bis heute berühmt. | Im antiken Ägypten wandelte sich das Bier vom Kultgetränk zum Grundnahrungsmittel und wurde in größeren Maßstäben gebraut. Es entwickelte sich quasi das Brauhandwerk. Vor allem die Versorgung der unzähligen Arbeiter auf den gigantischen Baustellen des antiken Ägyptens machten eine Professionalisierung des Brauens erforderlich. Voraussetzung dafür wie auch die Versorgung der Menschen mit Brot war natürlich auch ein professioneller Getreidenanbau. Für eben das unter Einbeziehung des Nils sind die "alten" Ägypter bis heute berühmt. |
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| | Neuere Erkenntnisse deuten daraufhin, dass schon im ersten Imperium dieser Erde, in [[https://de.wikipedia.org/wiki/Akkad|Akkad]] (2340–2200 v.Chr.) Bier bereits professionalisiert gebraut wurde. Den Akadiern wird die Erfindung der Bürokratie nachgesagt und in alten Keilschrift-Aufzeichnungen dieser Bürokratie sind Zahlen über die Bierproduktion des Reichs gefunden worden. Eine professionelle Erfassung der Leistung eines Handwerks lässt Rückschlüsse auf dessen Bedeutung zu. |
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| Bereits vor ca. 2500 Jahren brauten die Kelten in Europa hochwertige Biere, sie waren den Brauern des Mittelalters technologisch voraus. Da die Kelten Ihr Wissen aber nicht niederschrieben gingen viele Ihrer Kenntnisse wieder verloren. Für die Kelten hatte Bier sowohl einen kultischen Charakter als auch den Stellenwert einen Grundnahrungsmittels. | Bereits vor ca. 2500 Jahren brauten die Kelten in Europa hochwertige Biere, sie waren den Brauern des Mittelalters technologisch voraus. Da die Kelten Ihr Wissen aber nicht niederschrieben gingen viele Ihrer Kenntnisse wieder verloren. Für die Kelten hatte Bier sowohl einen kultischen Charakter als auch den Stellenwert einen Grundnahrungsmittels. |
| Das Kloster Weihenstephan wurde im Jahr 727 n. Chr. gegründet, eigener Hopfenanbau ist bereits für das Jahr 768 n. Chr. verbrieft. D.h. irgendwann dazwischen wurde in Weihenstephan mit dem Bier brauen begonnen, Weihenstephan gilt heute als älteste, durchgängig bestehende Brauerei. | Das Kloster Weihenstephan wurde im Jahr 727 n. Chr. gegründet, eigener Hopfenanbau ist bereits für das Jahr 768 n. Chr. verbrieft. D.h. irgendwann dazwischen wurde in Weihenstephan mit dem Bier brauen begonnen, Weihenstephan gilt heute als älteste, durchgängig bestehende Brauerei. |
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| Als Bindeglied zwischen der Antike und den Regionen in denen zu dieser Zeit Bier gebraut wurde und den Brauaktivitäten der Germanen dürften die Kelten gewesen sein, deren Siedlungsgebiet Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens, Deutschlands aber auch der Britischen Inseln war. In keltischen Siedlungen im Bereich des heutigen Frankreichs wurde jüngeren Erkenntnissen nach bereits im 5. Jhdt. vor Christus Bier gebraut. Die sehr weitreichenden Handelsbeziehungen der Kelten könnten für die Einführung des Bieres in Mitteleuropa ursächlich sein. Die Kelten verwendeten scheinbar damals schon hauptsächlich Gerste zur Bierherstellung und ihre Techniken zum Mälzen waren denen des Mittelalters hier in Deutschland weit voraus. Sie verwendeten speziell zum Darren entwickelte Lehmöfen, die mit Holzkohle befeuert wurden. Deren Resultat waren vermutlich deutlich hellere und weit weniger rauchige Malze als später hier im Mittelalter üblich. | Von Ägypten aus gelangte das Bier zunächst nach Griechenland, wo es allerdings weitgehend das Getränk der unteren Bevölkerungsschichten war. Spannend ist, dass der bekannte Philosoph Aristoteles sich wissenschaftlich mit dem "Rausch" beschäftigte. Er kam zur Erkenntnis, dass "Bier die Eigentümlichkeit besitzt, den Menschen, der zu viel davon getrunken hat, nach rückwärts fallen zu lassen, während allzu reichlicher Weingenuss ein Niederstürzen nach allen Seiten verursacht". |
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| | Wie vieles andere auch übernahmen dann die Römer von den Griechen die Kunst des Bier-Brauens. Auch im römischen Reich war allerdings der Wein das bevorzugte Getränk. Vermutlich brachten die Römer wiederum Bier und Brauhandwerk auf die britischen Inseln. In Gallien (Kelten) fanden die Römer bereits eine weit verbreitete Bierkultur vor. Die sehr weitreichenden Handelsbeziehungen der Kelten könnten für die Einführung des Bieres in Mitteleuropa ursächlich sein, möglicherweise importierten Sie die Braukunst ebenfalls aus Griechenland. |
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| | Keltisches Siedlungsgebiet in Europa waren Teile des heutigen Frankreichs, der Iberischen Halbinsel Belgiens, Deutschlands aber auch der Britischen Inseln und im Osten bis Kleinasien. Entsprechend stellen die Kelten das Bindeglied zwischen der Antike und den Regionen in denen zu dieser Zeit Bier gebraut wurde und den Brauaktivitäten der späteren Germanen dar. |
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| | In keltischen Siedlungen im Bereich des heutigen Frankreichs wurde jüngeren Erkenntnissen nach bereits im 5. Jhdt. vor Christus Bier gebraut. Die Kelten verwendeten scheinbar damals schon hauptsächlich Gerste zur Bierherstellung und ihre Techniken zum Mälzen waren denen des Mittelalters hier in Deutschland weit voraus. Sie verwendeten speziell zum Darren entwickelte Lehmöfen, die mit Holzkohle befeuert wurden. Deren Resultat waren vermutlich deutlich hellere und weit weniger rauchige Malze als später hier im Mittelalter üblich. |
| ===== Bier statt Wasser ===== | ===== Bier statt Wasser ===== |
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| Clevere Mönche des Paulaner-Ordens kamen im 16. Jahrhundert auf die Idee Bier stärker einzubrauen, also mehr Malz als üblich einzusetzen. Die Idee dahinter war ein "sättigendes" Bier für die Fastenzeit zu brauen. Getreu dem Motto "Flüssiges bricht Fasten nicht". | Clevere Mönche des Paulaner-Ordens kamen im 16. Jahrhundert auf die Idee Bier stärker einzubrauen, also mehr Malz als üblich einzusetzen. Die Idee dahinter war ein "sättigendes" Bier für die Fastenzeit zu brauen. Getreu dem Motto "Flüssiges bricht Fasten nicht". |
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| Da die Regeln des Fastens damals sehr streng waren, waren Sie sich Ihrer Sache dann doch nicht ganz sicher und wollten sich Ihr Tun vom Papst selbst absegnen lassen. Aus diesem Grund schickten Sie eine Probe des "Fastenbiers", vermutlich per Ochsenkarren oder Pferdekutsche nach Rom. Auf dem langen Weg und der vermutlich wegen der warmen Sonne südlich der Alpen wurde das Bier unterwegs sauer. Saures Bier ist zwar wegen der Milchsäurebakterien vermutlich weniger ungesund als nicht saures Bier, der Geschmack allerdings leidet und je nach Grad der Versäuerung dürfte es der Verdauung auch massiv auf die Sprünge helfen. | Da die Regeln des Fastens damals sehr streng waren, waren Sie sich Ihrer Sache dann doch nicht ganz sicher und wollten sich Ihr Tun vom Papst selbst absegnen lassen. Aus diesem Grund schickten Sie eine Probe des "Fastenbiers", vermutlich per Ochsenkarren oder Pferdekutsche nach Rom. Auf dem langen Weg und vermutlich wegen der warmen Sonne südlich der Alpen wurde das Bier unterwegs sauer. Saures Bier ist zwar wegen der Milchsäurebakterien vermutlich weniger ungesund als nicht saures Bier, der Geschmack allerdings leidet und je nach Grad der Versäuerung dürfte es der Verdauung auch massiv auf die Sprünge helfen. |
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| Das, so wird erzählt, ist wohl auch dem Papst passiert. Er stufte das Trinken dieses Biers daraufhin wegen Geschmack und Wirkung als Akt der Buße ein und erlaubte dessen Konsum in der Fastenzeit. | Das, so wird erzählt, ist wohl auch dem Papst passiert. Er stufte das Trinken dieses Biers daraufhin wegen Geschmack und Wirkung als Akt der Buße ein und erlaubte dessen Konsum in der Fastenzeit. |
| ===== Getränk im Wandel ===== | ===== Getränk im Wandel ===== |
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| Mit dem Zugewinn an Wissen rund um die Abläufe bei der Bierherstellung hat sich Bier im Laufe der Zeit permanent verändert. In der Steinzeit waren die wissenschaftlichen Hintergründe der Abläufe bei der Bierherstellung natürlich noch vollkommen unbekannt. Bier dürfte zunächst ein Zufallsprodukt aus vergorenem Brot oder Getreidebrei gewesen sein. Es war vermutlich dem slawischen Getränk „Kwas“ nicht unähnlich. | Mit dem Zugewinn an Wissen rund um die Abläufe bei der Bierherstellung hat sich Bier im Laufe der Zeit permanent verändert. In der Steinzeit waren die wissenschaftlichen Hintergründe der Abläufe bei der Bierherstellung natürlich noch vollkommen unbekannt. Bier dürfte zunächst ein Zufallsprodukt aus vergorenem Brot oder Getreidebrei gewesen sein. Es war vermutlich dem slawischen Getränk „Kwas“ nicht unähnlich. Nachweislich wurde mancherorts sogar extra Brot gebacken, nur um daraus anschließend Bier zu brauen. |
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| Kohlensäure dürften die frühen Biere auch nur während der wilden Gärung gehabt haben. Druckbehälter, die dafür sorgen, dass sich die Kohlensäure, die während der Gärung entsteht, im Bier löst gab es schlicht nicht. Fest verschlossene Amphoren und Fässer sowie sehr kalte Lagerung (soweit möglich) können für mehr Kohlensäure im Bier gesorgt haben. | Kohlensäure dürften die frühen Biere auch nur während der wilden Gärung gehabt haben. Druckbehälter, die dafür sorgen, dass sich die Kohlensäure, die während der Gärung entsteht, im Bier löst gab es schlicht nicht. Fest verschlossene Amphoren und Fässer sowie sehr kalte Lagerung (soweit möglich) können für mehr Kohlensäure im Bier gesorgt haben. |
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| Kelten und Germanen unterschieden zwischen süßem und nicht süßem Bier. Ersteres, "Beor" oder "Bragawd" genannt, wurde mit Honig gesüßt. Eine Nachahmung dessen, allerdings mit modernem Bier habe ich (Stefan) mal auf einem Mittelalterfest probiert. Das war erstaunlich lecker. Honig ist einfach nicht nur süß, sein Aroma passt hervorragend zum Bier. Die nicht gesüßte Variante damaliger Zeit wurde "Ealu", "Öl" oder "Ale" genannt. Kaum zu übersehen, dass sich die heutigen Bezeichnungen an die des Altertums anlehnen. | Kelten und Germanen unterschieden zwischen süßem und nicht süßem Bier. Ersteres, "Beor" oder "Bragawd" genannt, wurde mit Honig gesüßt. Eine Nachahmung dessen, allerdings mit modernem Bier habe ich (Stefan) mal auf einem Mittelalterfest probiert. Das war erstaunlich lecker. Honig ist einfach nicht nur süß, sein Aroma passt hervorragend zum Bier. Die nicht gesüßte Variante damaliger Zeit wurde "Ealu", "Öl" oder "Ale" genannt. Kaum zu übersehen, dass sich die heutigen Bezeichnungen an die des Altertums anlehnen. Reines Gerstenbier nannten die Kelten "Corma", hier ist keine namentliche Verwandtschaft erkennbar. |
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| Im Europa des Mittelalters wurde Getreide für die Bierherstellung natürlich auch gemälzt, allerdings fand das Darren über offenem Feuer bzw. Rauch statt, woraus folgt, dass die Biere des Mittelalters dem heutigen Bamberger Rauchbier ähnlich waren.{{ :public:bierwissen:rauchbier.jpg?600 |Rauchbier}} | Im Europa des Mittelalters wurde Getreide für die Bierherstellung natürlich auch gemälzt, allerdings fand das Darren über offenem Feuer bzw. Rauch statt, woraus folgt, dass die Biere des Mittelalters dem heutigen Bamberger Rauchbier ähnlich waren.{{ :public:bierwissen:rauchbier.jpg?600 |Rauchbier}} |
| {{ :public:bierwissen:mendel_i_020_v.jpg?300|Abbildung von 1425}}Der Brauerstern, ein Hexagramm aus zwei übereinander liegenden Dreiecken ist das Zunftzeichen der Brauer und Mälzer. Aufgrund seines Aussehens wird er oft mit einem [[https://de.wikipedia.org/wiki/Davidstern|Davidstern]] oder gar mit einem okkulten [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pentagramm|Pentagramm]] verwechselt. Ersteres kann schon mal passieren, letzteres... nun, ja zählen hilft. Diese Verwechslungen führten in der Vergangenheit und führen auch heute bisweilen zu Anfeindungen durch ideologisch verblendete Zeitgenossen. | {{ :public:bierwissen:mendel_i_020_v.jpg?300|Abbildung von 1425}}Der Brauerstern, ein Hexagramm aus zwei übereinander liegenden Dreiecken ist das Zunftzeichen der Brauer und Mälzer. Aufgrund seines Aussehens wird er oft mit einem [[https://de.wikipedia.org/wiki/Davidstern|Davidstern]] oder gar mit einem okkulten [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pentagramm|Pentagramm]] verwechselt. Ersteres kann schon mal passieren, letzteres... nun, ja zählen hilft. Diese Verwechslungen führten in der Vergangenheit und führen auch heute bisweilen zu Anfeindungen durch ideologisch verblendete Zeitgenossen. |
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| Die Herkunft des Zeichens ist keineswegs in irgendwelchen okkulten Praktiken der Brauer, auch nicht der Brauerinnen in Verbindung zu bringen, noch hat er etwas mit dem jüdischen Glauben zu tun. | Die Herkunft des Zeichens ist keineswegs in irgendwelchen okkulten Praktiken der Brauer, auch nicht der Brauerinnen zu suchen, noch hat es etwas mit dem jüdischen Glauben zu tun. |
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| Tatsächlich ist er auf die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Alchemie|Alchimie]] zurückzuführen. Die Dreiecke symbolisieren die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft sowie auch die 3 Bierbestandteile Hopfen, Malz und Wasser. Alchimie galt im Mittelalter als wissenschaftliche Disziplin und eben nicht als okkultes Treiben. Allerdings gab es damals wie heute genug Menschen die den Unterschied nicht kennen... Das Hexagramm gilt allerdings auch als Schutzsymbol gegen Feuer und Dämonen. Feuer war immer eine der ernsteren Bedrohungen mittelalterlicher Braustätten. | Tatsächlich ist er auf die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Alchemie|Alchimie]] zurückzuführen. Die Dreiecke symbolisieren die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft sowie auch die 3 Bierbestandteile Hopfen, Malz und Wasser. Alchimie galt im Mittelalter als wissenschaftliche Disziplin und eben nicht als okkultes Treiben. Allerdings gab es damals wie heute genug Menschen die den Unterschied nicht kennen... Das Hexagramm gilt allerdings auch als Schutzsymbol gegen Feuer und Dämonen. Feuer war immer eine der ernsteren Bedrohungen mittelalterlicher Braustätten. |