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 Das Kloster Weihenstephan wurde im Jahr 727 n. Chr. gegründet, eigener Hopfenanbau ist bereits für das Jahr 768 n. Chr. verbrieft. D.h. irgendwann dazwischen wurde in Weihenstephan mit dem Bier brauen begonnen, Weihenstephan gilt heute als älteste, durchgängig bestehende Brauerei. Das Kloster Weihenstephan wurde im Jahr 727 n. Chr. gegründet, eigener Hopfenanbau ist bereits für das Jahr 768 n. Chr. verbrieft. D.h. irgendwann dazwischen wurde in Weihenstephan mit dem Bier brauen begonnen, Weihenstephan gilt heute als älteste, durchgängig bestehende Brauerei.
  
-Als Bindeglied zwischen der Antike und den Regionen in denen zu dieser Zeit Bier gebraut wurde und den Brauaktivitäten der Germanen dürften die Kelten gewesen sein, deren Siedlungsgebiet Teile des heutigen Frankreichs, Belgiens, Deutschlands aber auch der Britischen Inseln war. In keltischen Siedlungen im Bereich des heutigen Frankreichs wurde jüngeren Erkenntnissen nach bereits im 5. Jhdt. vor Christus Bier gebraut. Die sehr weitreichenden Handelsbeziehungen der Kelten könnten für die Einführung des Bieres in Mitteleuropa ursächlich sein. Die Kelten verwendeten scheinbar damals schon hauptsächlich Gerste zur Bierherstellung und ihre Techniken zum Mälzen waren denen des Mittelalters hier in Deutschland weit voraus. Sie verwendeten speziell zum Darren entwickelte Lehmöfen, die mit Holzkohle befeuert wurden. Deren Resultat waren vermutlich deutlich hellere und weit weniger rauchige Malze als später hier im Mittelalter üblich.+Von Ägypten aus gelangte das Bier zunächst nach Griechenland, wo es allerdings weitgehend das Getränk der unteren Bevölkerungsschichten war. Spannend ist, dass der bekannte Philosoph Aristoteles sich wissenschaftlich mit dem "Rausch" beschäftigte. Er kam zur Erkenntnis, dass "Bier die Eigentümlichkeit besitzt, den Menschen, der zu viel davon getrunken hat, nach rückwärts fallen zu lassen, während allzu reichlicher Weingenuss ein Niederstürzen nach allen Seiten verursacht"
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 +Wie vieles andere auch übernahmen dann die Römer von den Griechen die Kunst des Bier-Brauens. Auch im römischen Reich war allerdings der Wein das bevorzugte Getränk. Vermutlich brachten die Römer wiederum Bier und Brauhandwerk auf die britischen Inseln. In Gallien (Kelten) fanden die Römer bereits eine weit verbreitete Bierkultur vor. Die sehr weitreichenden Handelsbeziehungen der Kelten könnten für die Einführung des Bieres in Mitteleuropa ursächlich sein, möglicherweise importierten Sie die Braukunst ebenfalls aus Griechenland. 
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 +Keltisches Siedlungsgebiet in Europa waren Teile des heutigen Frankreichs, der Iberischen Halbinsel Belgiens, Deutschlands aber auch der Britischen Inseln und im Osten bis KleinasienEntsprechend stellen die Kelten das Bindeglied zwischen der Antike und den Regionen in denen zu dieser Zeit Bier gebraut wurde und den Brauaktivitäten der späteren Germanen dar. 
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 +In keltischen Siedlungen im Bereich des heutigen Frankreichs wurde jüngeren Erkenntnissen nach bereits im 5. Jhdt. vor Christus Bier gebraut. Die Kelten verwendeten scheinbar damals schon hauptsächlich Gerste zur Bierherstellung und ihre Techniken zum Mälzen waren denen des Mittelalters hier in Deutschland weit voraus. Sie verwendeten speziell zum Darren entwickelte Lehmöfen, die mit Holzkohle befeuert wurden. Deren Resultat waren vermutlich deutlich hellere und weit weniger rauchige Malze als später hier im Mittelalter üblich.
 ===== Bier statt Wasser ===== ===== Bier statt Wasser =====
  
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 ===== Getränk im Wandel ===== ===== Getränk im Wandel =====
  
-Mit dem Zugewinn an Wissen rund um die Abläufe bei der Bierherstellung hat sich Bier im Laufe der Zeit permanent verändert. In der Steinzeit waren die wissenschaftlichen Hintergründe der Abläufe bei der Bierherstellung natürlich noch vollkommen unbekannt. Bier dürfte zunächst ein Zufallsprodukt aus vergorenem Brot oder Getreidebrei gewesen sein. Es war vermutlich dem slawischen Getränk „Kwas“ nicht unähnlich.+Mit dem Zugewinn an Wissen rund um die Abläufe bei der Bierherstellung hat sich Bier im Laufe der Zeit permanent verändert. In der Steinzeit waren die wissenschaftlichen Hintergründe der Abläufe bei der Bierherstellung natürlich noch vollkommen unbekannt. Bier dürfte zunächst ein Zufallsprodukt aus vergorenem Brot oder Getreidebrei gewesen sein. Es war vermutlich dem slawischen Getränk „Kwas“ nicht unähnlich. Nachweislich wurde mancherorts sogar extra Brot gebacken, nur um daraus anschließend Bier zu brauen.
  
 Kohlensäure dürften die frühen Biere auch nur während der wilden Gärung gehabt haben. Druckbehälter, die dafür sorgen, dass sich die Kohlensäure, die während der Gärung entsteht, im Bier löst gab es schlicht nicht. Fest verschlossene Amphoren und Fässer sowie sehr kalte Lagerung (soweit möglich) können für mehr Kohlensäure im Bier gesorgt haben.  Kohlensäure dürften die frühen Biere auch nur während der wilden Gärung gehabt haben. Druckbehälter, die dafür sorgen, dass sich die Kohlensäure, die während der Gärung entsteht, im Bier löst gab es schlicht nicht. Fest verschlossene Amphoren und Fässer sowie sehr kalte Lagerung (soweit möglich) können für mehr Kohlensäure im Bier gesorgt haben. 
  
-Kelten und Germanen unterschieden zwischen süßem und nicht süßem Bier. Ersteres, "Beor" oder "Bragawd" genannt, wurde mit Honig gesüßt. Eine Nachahmung dessen, allerdings mit modernem Bier habe ich (Stefan) mal auf einem Mittelalterfest probiert. Das war erstaunlich lecker. Honig ist einfach nicht nur süß, sein Aroma passt hervorragend zum Bier. Die nicht gesüßte Variante damaliger Zeit wurde "Ealu", "Öl" oder "Ale" genannt. Kaum zu übersehen, dass sich die heutigen Bezeichnungen an die des Altertums anlehnen.+Kelten und Germanen unterschieden zwischen süßem und nicht süßem Bier. Ersteres, "Beor" oder "Bragawd" genannt, wurde mit Honig gesüßt. Eine Nachahmung dessen, allerdings mit modernem Bier habe ich (Stefan) mal auf einem Mittelalterfest probiert. Das war erstaunlich lecker. Honig ist einfach nicht nur süß, sein Aroma passt hervorragend zum Bier. Die nicht gesüßte Variante damaliger Zeit wurde "Ealu", "Öl" oder "Ale" genannt. Kaum zu übersehen, dass sich die heutigen Bezeichnungen an die des Altertums anlehnen. Reines Gerstenbier nannten die Kelten "Corma", hier ist keine namentliche Verwandtschaft erkennbar.
  
 Im Europa des Mittelalters wurde Getreide für die Bierherstellung natürlich auch gemälzt, allerdings fand das Darren über offenem Feuer bzw. Rauch statt, woraus folgt, dass die Biere des Mittelalters dem heutigen Bamberger Rauchbier ähnlich waren.{{ :public:bierwissen:rauchbier.jpg?600 |Rauchbier}} Im Europa des Mittelalters wurde Getreide für die Bierherstellung natürlich auch gemälzt, allerdings fand das Darren über offenem Feuer bzw. Rauch statt, woraus folgt, dass die Biere des Mittelalters dem heutigen Bamberger Rauchbier ähnlich waren.{{ :public:bierwissen:rauchbier.jpg?600 |Rauchbier}}
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 {{ :public:bierwissen:mendel_i_020_v.jpg?300|Abbildung von 1425}}Der Brauerstern, ein Hexagramm aus zwei übereinander liegenden Dreiecken ist das Zunftzeichen der Brauer und Mälzer. Aufgrund seines Aussehens wird er oft mit einem [[https://de.wikipedia.org/wiki/Davidstern|Davidstern]] oder gar mit einem okkulten [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pentagramm|Pentagramm]] verwechselt. Ersteres kann schon mal passieren, letzteres... nun, ja zählen hilft. Diese Verwechslungen führten in der Vergangenheit und führen auch heute bisweilen zu Anfeindungen durch ideologisch verblendete Zeitgenossen. {{ :public:bierwissen:mendel_i_020_v.jpg?300|Abbildung von 1425}}Der Brauerstern, ein Hexagramm aus zwei übereinander liegenden Dreiecken ist das Zunftzeichen der Brauer und Mälzer. Aufgrund seines Aussehens wird er oft mit einem [[https://de.wikipedia.org/wiki/Davidstern|Davidstern]] oder gar mit einem okkulten [[https://de.wikipedia.org/wiki/Pentagramm|Pentagramm]] verwechselt. Ersteres kann schon mal passieren, letzteres... nun, ja zählen hilft. Diese Verwechslungen führten in der Vergangenheit und führen auch heute bisweilen zu Anfeindungen durch ideologisch verblendete Zeitgenossen.
  
-Die Herkunft des Zeichens ist keineswegs in irgendwelchen okkulten Praktiken der Brauer, auch nicht der Brauerinnen in Verbindung zu bringen, noch hat er etwas mit dem jüdischen Glauben zu tun.+Die Herkunft des Zeichens ist keineswegs in irgendwelchen okkulten Praktiken der Brauer, auch nicht der Brauerinnen zu suchen, noch hat es etwas mit dem jüdischen Glauben zu tun.
  
 Tatsächlich ist er auf die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Alchemie|Alchimie]] zurückzuführen. Die Dreiecke symbolisieren die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft sowie auch die 3 Bierbestandteile Hopfen, Malz und Wasser. Alchimie galt im Mittelalter als wissenschaftliche Disziplin und eben nicht als okkultes Treiben. Allerdings gab es damals wie heute genug Menschen die den Unterschied nicht kennen... Das Hexagramm gilt allerdings auch als Schutzsymbol gegen Feuer und Dämonen. Feuer war immer eine der ernsteren Bedrohungen mittelalterlicher Braustätten. Tatsächlich ist er auf die [[https://de.wikipedia.org/wiki/Alchemie|Alchimie]] zurückzuführen. Die Dreiecke symbolisieren die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft sowie auch die 3 Bierbestandteile Hopfen, Malz und Wasser. Alchimie galt im Mittelalter als wissenschaftliche Disziplin und eben nicht als okkultes Treiben. Allerdings gab es damals wie heute genug Menschen die den Unterschied nicht kennen... Das Hexagramm gilt allerdings auch als Schutzsymbol gegen Feuer und Dämonen. Feuer war immer eine der ernsteren Bedrohungen mittelalterlicher Braustätten.
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